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Der erste Sommer ohne Alp - Oktober 2023

Der erste Sommer ohne Alp ist vorbei. Für ein abschliessendes Fazit, ob das neue Konzept funktioniert, ist es noch zu früh. Zum Einen war der diesjährige Sommer bei uns sehr gut. Die hohen Temperaturen verbunden mit immer genügend Niederschlag führten zu sehr hohen Futtererträgen. So konnten wir weniger Land als geplant beweiden und mehr Land für das Winterfutter nutzen. Der Heustall wurde sogar voll. Im Moment haben wir das Gefühl, dass wir den Tierbestand etwas zu stark reduziert haben. Aber eben, es werden auch wieder andere Sommer kommen... Zum Anderen sind die Umstellungen im Ablammrhythmus noch nicht abgeschlossen. Es wird sich noch zeigen, wie die Schafe den neuen Rhythmus über längere Zeit gesehen annehmen und wie die Auswirkungen des neuen Konzeptes auf die Anzahl der Geburten, auf die Wurfgrösse und auf die Entwicklung der Lämmer und die Fleischqualität sind. Und somit auch auf unser Fleischangebot, sowohl zeitlich als auch mengenmässig. 

Bis jetzt können wir aber sagen, dass das neue Konzept bei der Umsetzung und der täglichen Arbeit Spass macht. Wir haben das Gefühl, dass wir damit wieder mehr Handlungsspielraum haben und die Zügel wieder vermehrt in den eigenen Händen halten können. Wir sind zwar während der bisherigen Alpzeit zeitlich stärker an den Heimbetrieb gebunden, dafür sind wir sind wir, wie erhofft, vom mentalen Druck eines funktionierenden Herdenschutzes auf der Alp und von der Verantwortung für die Schafe der anderen Bauern entbunden und können unsere Arbeitszeit auf dem Heimbetrieb flexibler und im Sinne der guten bäuerlichen Praxis einsetzen. Wir sind überzeugt, dass unter dem Strich der Heimbetrieb als Ganzes davon profitiert. 

Wir sind uns aber auch bewusst, dass unser Umgang mit der Wolfsproblematik dazu beiträgt, dass die Bewirtschaftung der Alpen zurückgeht. Die Gesellschaft und die Politik müssen Lösungen und Kompromisse finden, wie der Wolf und die Kulturlandschaft in ein stabiles und nachhaltiges Gleichgewicht gelangen. Wir sind überzeugt, dass ein solches Gleichgewicht nur mit einem gezielten und geplanten proaktiven Wolfsmanagement möglich wird. Der Vorschlag von Bundesrat Rösti zur Änderung der Jagdverordnung ist in weiten Teilen ein solcher Versuch eines proaktiven Wolfsmanagements. Für uns ist entscheidend, dass die Notwendigkeit zur Deckelung des Wolfsbestandes vom Bundesrat erkannt wurde und angegangen werden möchte. Dies gibt uns persönlich und wohl dem ganzen Bauernstand etwas an Perspektiven und gesellschaftlicher Anerkennung unseres Tuns zurück. Selbstverständlich sind diese unsere Sorgen in den jetzigen konfusen und unsicheren Zeiten gesamthaft gesehen nicht von grosser Bedeutung. Und dennoch ist es ein kleines Zeichen dafür, dass die Schweiz es nicht ganz verlernt hat, aufeinander zuzugehen und die Sorgen der Minderheiten ernst zu nehmen.